Nordischer Krieg, Zweiter

Nordischer Krieg, Zweiter
Nordischer Krieg, Zweiter
 
Die vom Zaren Peter I. 1698/99 mit August II., dem Starken, von Polen/Sachsen und Friedrich IV. von Dänemark gegen den schwedischen König Karl XII. geschlossene Allianz wurde durch die Siege Karls über die Dänen (Frieden von Travendal) und die Russen vor Narwa in Estland bereits 1700 schwer beeinträchtigt. Nach der Eroberung Polens erzwang Karl XII. die Wahl Stanislaus' I. Leszczyński zum König und nötigte 1706 im Frieden von Altranstädt August zum Verzicht auf die polnische Krone.
 
Inzwischen hatte Peter I. aber sein Heer erneuert und eine Flotte aufgebaut. Bei seinem 1708 begonnenen Russlandfeldzug wurde Karl XII. vom Kosakenhetman Mazeppa unterstützt, verlor mit seinem durch russische Überfälle und Seuchen geschwächten Heer 1709 die Entscheidungsschlacht bei Poltawa in der Ukraine, konnte sich aber schwer verwundet in die Türkei retten. Während August II. Polen zurückeroberte und Stanislaus I. ins Exil nach Pfalz-Zweibrücken trieb, musste sich Peter I. im Krieg gegen die Türkei nach der Einschließung seines Heeres am Fluss Pruth durch den Verzicht auf Asow 1711 den freien Abzug erkaufen.
 
Russische Truppen beteiligten sich 1711 bis 1716 an der Eroberung Schwedisch-Pommerns (Vorpommerns); währenddessen griff Peter I. die schwedischen Ostseebesitzungen gezielt an: 1714 wurde ganz Finnland erobert, und nach dem ersten russischen Sieg in einer Seeschlacht (Hangö, 1714) wurden die Åland-Inseln besetzt. Im Vertrag von Amsterdam (1717) akzeptierten Russland, Frankreich und Preußen die Ergebnisse des Spanischen Erbfolgekrieges und garantieren den jeweiligen Besitzstand.
 
Da eine vom Tod Karls XII. vor Frederikshald 1718 beeinflusste erste russisch-schwedische Friedenskonferenz an Peters Forderung nach ganz Livland scheiterte, ließ der Zar eine Invasion in Schweden vorbereiten, nachdem die Schweden bereits alle Besitzungen außerhalb des Stammlandes verloren hatten. Doch das britische und französische Interesse am nordischen Gleichgewicht verhinderte eine vollständige schwedische Niederlage. Im Frieden von Nystad (10. September 1721) konnte schließlich der Krieg zwischen Russland und Schweden beendet werden, das die Provinzen Livland, Estland, Ingermanland, Teile Kareliens und die Inseln Dagö, Ösel und M;don an Russland und damit seine Vormachtstellung in diesem Raum verlor, dafür aber Finnland zurückgewann.
 
Diese beträchtliche Machtausweitung im Baltikum veranlasste Peter, am 22. Oktober 1721 den Kaisertitel (»Allrussischer Kaiser«) anzunehmen. Zudem konnte der Zar als Schlichter im Streit zwischen König August II. und der Konförderation von Tarnogród 1716/17 die russische Suprematie in Polen ausbauen und sich 1719/20 mit Österreich und Preußen darüber verständigen, Reformen zur Überwindung der adelsständischen Anarchie in Polen zu unterbinden. Durch seine ambitionierte Heiratspolitik konnte er zudem den russischen Einfluss auf Norddeutschland ausdehnen.

Universal-Lexikon. 2012.

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